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1 Produktionsoptimierung

Die Gestaltung optimaler Produktionsabläufe ist die zentrale Aufgabe des Planers einer Fabrik. Um die Effektivität einer Produktion steigern zu können, ist eine ausgereifte Methode hilfreich. Denn nichts ist praktischer als eine gute Theorie. Wirkliche Verbesserungen können insbesondere dann erreicht werden, wenn es gelingt, alle bisherigen Gewohnheiten des Produktionsablaufs systematisch in Frage zu stellen und zielorientiert weiterzuentwickeln. Ziel dieses Buches ist es, die überragende Leistungsfähigkeit der Wertstrommethode in dieser Hinsicht aufzuweisen.

1.1 Die Organisation von Produktion

Die Organisation industriellen Produzierens erfolgt in der Fabrik, die in den fünf Dimensionen Standort, Werkstruktur, Fabrikgebäude mit Fabrikstruktur und Fabriklayout, Produktionslogistik sowie Arbeitsorganisation auszugestalten ist. Die Fabrik ist ein komplexes soziotechnisches System und damit ein technomorph ausgestalteter und bewohnter Lebensraum des Menschen. Die Fabrik, derart als Lebensort betrachtet, kann man – analog zum Biotop – als ein Technotop auffassen. Das menschliche Dasein vollzieht sich, das wird in der Fabrik besonders deutlich, in der Weise technischen Existierens.

Um den Produktionsablauf innerhalb der Fabrik in seinem Zusammenhang ganzheitlich zu betrachten, nimmt man am besten die Wertstromperspektive ein – und zwar mit besonderem Fokus auf die Wertschöpfung. Die Wirkungslogik einer schlanken Fabrik liegt nun in der Sisyphus-Arbeit ständiger Produktionsverbesserung. Kontinuierliche Verbesserungen ziehen, unterstützt durch eine passende Arbeitsorganisation, das mehr oder weniger schnell rotierende Rad des Wertstroms den Hang der Produktionsqualität nach oben. Verschwendungen aller Art stellen Hindernisse dar, die durch Aufwendungen bei der Umsetzung von Verbesserungen zu überwinden sind. Erreichte Verbesserungen werden durch Standardisierung abgesichert, denn zu jedem guten Produktionsablauf gehört, dass er immer in der gleichen Weise durchgeführt wird.

1.2 Die vier Ziele der Produktion

Gängig bei der Zielsetzung für Produktionen ist die Angabe der ‚heiligen Trinität’ von Kosten, Qualität und Zeit – aufgezählt in der Reihenfolge ihrer ‚gefühlten’ Wichtigkeit. Diese drei Punkte sind nicht ganz korrekt als Zielsetzung formuliert – gemeint sind damit niedrige Herstellkosten, hohe Produktqualitäten sowie kurze Durchlaufzeiten in Produktion und Auftragsabwicklung. Seltener und wohl auch erst in jüngerer Zeit wird explizit auch die angebotene Produktvielfalt als Produktionsziel formuliert. Die Zeiten der Massenfertigung, die der Henry Ford zugeschriebene Satz „Sie können jede Farbe haben, so lange es nur schwarz ist“ so treffend charakterisiert, sind in dieser Form vorbei.

Aufgabe der Produktionsoptimierung ist es, die Effizienz der Produktion im Hinblick auf vier einander widerstrebende Zieldimensionen beständig zu steigern. Diese vier Dimensionen Variabilität, Qualität, Geschwindigkeit und Wirtschaftlichkeit spiegeln sich als Erfolgsfaktoren der Produkte am Markt. Mit den Marktzielen Lieferbarkeit, Lieferfähigkeit und Liefertreue, Lieferzeit sowie Preis sind die strategischen Vorgaben für eine Produktion im Wesentlichen komplett umrissen.